Ins Buch geschaut

Christen haben zwei Grundlagen für ihren Glauben: Die Bibel und persönliche Erfahrung. Was erstere angeht: Da hält sich hartnäckig die Ansicht, dass die Bibel von Gott handelt. Das ist nicht ganz verkehrt, ist aber auch nicht ganz richtig. Richtig ist: Die Bibel handelt davon, wie Menschen Gott erfahren.

Denn über Gott selbst lässt sich nichts sagen. Gott ist anders. Nicht nur ein bisschen anders, so wie Sie sich zum Beispiel von Ihrer Nachbarin unterscheiden. Gott ist komplett völlig total anders. Er ist unbegreifbar, unvorstellbar. Alles was man über Gott sagt, geht an seiner Realität vorbei. (Mit Sicherheit auch der eben gesagte Satz.)

Aber Menschen können Gott erfahren, diesen unfassbaren, unverstehbaren Gott. Weil sich Gott erfahrbar macht. So können Menschen nicht nur glauben, sondern wissen dass es Gott gibt, und sein Wesen kennenlernen. Das aber immer noch jeden Verstand und jede Art der menschlichen Auffassung übersteigt. Was zu einer Spannung führt, die sehr schwer auszuhalten ist. Weshalb immer die Versuchung da ist, diesen Gott zu vermenschlichen. Ihn aus der Unbegreifbarkeit herauszuholen und ihn zu einer Art Super-Superman zu machen. Einem Über-Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten, den man aber begreifen kann, den man im eigenen Sinn lenken und beeinflussen kann.

Sobald das aber geschieht, verliert man diesen Gott. Der Satz „Ich habe Gott verstanden“ ist ein sicherer Hinweis darauf, dass man nicht an Gott glaubt.

Genau von dieser Spannung handelt die Bibel. Deshalb heißt es „Du sollst dir kein Bild, keine Vorstellung von Gott machen.“ Deshalb antwortet Gott auf die Frage von Mose, wer er denn sei, mit „Jahwe“ – auf Deutsch: „Ich bin“. Mehr kann man nicht sagen über Gott. Deshalb geht es in der ganzen Bibel vom Anfang der Schöpfung bis zum Ende in der Offenbarung um eines: „Gott ist der Chef. Und das nicht nur ein bisschen, sondern ganz und gar.“

Insofern ist es richtig dass die Bibel von Gott handelt. Aber Gott lässt sich nicht in Worte fassen. Der Ausdruck „Chef“ im obigen Absatz ist ja auch schon wieder eine Vermenschlichung, um das Unfassbare fassbar zu machen. Anders geht es halt nicht. Aus diesem Grund können Menschen, wenn sie von Gott sprechen, immer nur davon sprechen, wie sie ihn erfahren. Und von eben diesen Erfahrungen handelt die Bibel. Sie ist kein theoretisches Lehrbuch, sie ist ein lebenspraktisches Buch, ein Buch über gelebten Glauben.

Was heißt das nun über den Umgang mit der Bibel? Mehr dazu in diesem Artikel.

2 Kommentare zu „Ins Buch geschaut

  1. Natürlich soll man sich kein Bild von Gott machen, das ist allerdings in eine Zeit gesagt, in der man sich Statuen oder ähnliches geschaffen hat und diese dann gottgleich angebetet hat ( gibt es ja heute auch noch). Für uns Menschen ist es m.E. nach aber wichtig, eine Vorstellung zu haben, wie Gott ist, denkt handelt…..wer kann schon mit einer Abstraktion gut umgehen?
    Aus diesem Grund wurde uns ein „Menschensohn“ gegeben, Jesus Christus, in dem uns vor Augen gestellt ist, wie Gott ist, denkt, handelt….“ Wer mich sieht, der sieht den Vater, ich und der Vater sind eins“ oder „Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen“(Joh14,7).
    In Jesus wurden uns viele Bilder von Gott gegeben – der gute Hirte, der Weinstock, der Messias etc….so darf ich mir ganz konkret ein Bild machen (das natürlich nicht vollkommen sein wird und kann) an dem ich mich dankbar orientieren kann.

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