Gebet

Statt alter weiser Lebensbetrachtungen heute mal ein Gebet:

Gott. Du bist anstrengend. Um ehrlich zu sein: Manchmal nervst du. Ich habe tausend Fragen an dich. Manchmal bekomme ich eine Antwort. Aber die führt dann nur zu einem Dutzend neuer Fragen. Die meiste Zeit kommt von dir nur dieselbe Antwort, die du dem fragenden und klagenden Hiob gegeben hast: „Halt die Klappe und vertrau mir!“

Gelegentlich regst du mich auf mit dieser Antwort. Wenn du mich schon so geschaffen hast wie ich bin, dann wäre es schon ganz anständig von dir, mich mit mir nicht so allein zu lassen. Denke ich mir dann. Aber meistens denke ich mir grummelnd: „Na, dann vertraue ich dir halt!“ Und dann wird es gut. Friede kehrt ein in mir. Und Freude. Eierkuchen eher nicht.

Bis zur nächsten Frage. – Gott, du bist anstrengend. Aber ich kann nicht anders als dir zu vertrauen, an dich zu glauben. Du bist alternativlos.

Amen.

Gott Macht

In einem früheren Artikel hat der alte weise Mann über den Sinn des Lebens geschrieben. Er hat versprochen, später darüber zu schreiben, was das alles für das konkrete Leben bedeutet. Nun denn, dieses Versprechen wird hiermit eingelöst.

Der Sinn des Lebens ist es, in Gott zu sein, hat der alte weise Mann gesagt. Was heißt das jetzt konkret? Was bedeutet „In Gott sein“ für mein Leben?

Das bedeutet: Gott machen lassen.
Dieser Gott hat schließlich alles gemacht. Das ganze Universum, Sie, mich. Er hat das nicht nur irgendwann mal begonnen und es sich dann sich selbst überlassen. Er hält alles am Laufen. Von ihm hängt alles ab. Er braucht nur mit seinen metaphysischen Fingern zu schnippen und es hat Sie nie gegeben. Nicht nur, dass Sie plötzlich weg sind. Sie haben nie existiert. Denn Gott steht auch über der Zeit. Schließlich hat er ja auch die Zeit geschaffen.

Gott ist alles. Und ich habe nur einen sehr extrem winzigen unscheinbaren minimalen Einblick in dieses „Alles“. Ich verstehe ja mich selbst kaum. Im Gegensatz zu Gott, der mich durch und durch kennt. Und dieser Gott, der alles ist, ist kein kühler, ferner, gleichgültiger Gott. Er ist das, was wir mit unserem begrenzten Verstand „Liebe“ nennen. Alles, was er gemacht hat, war „gut“. Und er will, dass es gut bleibt.
Deshalb kann ich mich diesem Gott anvertrauen. Diesem Gott, der alles gemacht hat und der alles gut haben will. Ich vertraue mich diesem Gott an, weil alles andere ziemlich blöd wäre. Weil alles andere scheitert. Wenn ich ausschließlich auf mich vertraue, oder auf andere Menschen, oder auf Macht, Wohlstand, Sicherheit, dann kann ich kurzfristig damit erfolgreich sein. Sogar bis ans Ende meines Lebens, sofern ich rechtzeitig genug sterbe, bevor der Zusammenbruch kommt. Denn der Zusammenbruch kommt zwangsläufig. Wenn ich auf anderes als Gott vertraue, dann kann ich Erfolg haben, reich werden, angesehen und beliebt sein. Aber glücklich werde ich nicht. Und – noch mehr: Ich mache niemanden glücklich.

Deshalb heißt „In Gott sein“: Gott entscheiden lassen, Gott machen lassen. Denn Gott ist der einzige, der wirklich Macht hat. Dem die Macht nicht von irgendjemandem gegeben wurde, der niemand braucht um mächtig zu sein. Der niemand braucht, weil er an keine Regeln, an keine Ursache und keine Wirkung gebunden ist und daher völlig frei ist in allem. Gott ist die reine, uneingeschränkte Macht. Und ich bin vollkommen abhängig von ihm, ich bin absolut machtlos. Darum ist es das einzig Sinnvolle, auf meine ohnehin nicht vorhandene Macht zu verzichten und mich ganz und gar Gottes Macht anzuvertrauen.

Das bedeutet aber nicht, dass ich mich aufgebe. Ich muss weiterhin selbst mein Leben leben. Ich darf und soll das sogar. Ich mache mir weiterhin selbständig Gedanken, ich entscheide weiterhin, ich lebe diese Entscheidungen, ich bleibe ich. Doch all das mache ich in dem Bewusstsein,  das ich nichts davon allein aus mir selbst vollbringen kann. Deshalb bringe ich alles, mein ganzes Leben (und das Leben aller Menschen, die ich wiederum beeinflusse) im Gebet vor Gott und sage immer wieder: „Mach mal, Boss!“ Und der Boss macht dann. Und ich mache mit.

Das ist Sinn-voll.

Leben mit Ihm

Jesus ist das Zentrum, um das sich alles dreht, hat der alte weise Mann im vorigen Artikel geschrieben. Was heißt das nun in der Praxis? Wie lebt es sich mit Jesus und seinem Vater und in ihrem Geist?

Aus über fünfzig Jahren Erfahrung gesagt: Es lebt sich gut. Es lebt sich leicht. Leichter jedenfalls als ein Leben ganz allein auf sich selbst gestellt. Manchmal ist es auch ein Kampf, gelegentlich steht man verwirrt und/oder verwundert da, man durchlebt Höhen und Tiefen. Aber man durchlebt sie leichter.

Wenn man mit Jesus lebt, ändert sich nichts und alles. Man bleibt immer noch der selbe Mensch, mit allen Stärken und Schwächen. Was sich ändert: Man lebt in dem Bewusstsein, dass man nicht allein ist. Dass man seine Existenz nicht allein aus eigener Kraft bewältigen muss. Dass es da jemanden gibt, der gut zu mir ist und der praktischerweise auch noch allmächtig ist. Was in der Praxis bedeutet: Im Leben mit Gott ist alles möglich. Auch das Unmögliche. Was wiederum in der praktischen Anwendung der Praxis bedeutet: Ich muss vor nichts Angst haben. Ich kann mir und dem Rest der Welt alles zutrauen.

Wobei: Das ist jetzt nicht ganz korrekt formuliert. Es steigt nicht das Zutrauen in mich selbst oder den Rest der Welt. Es steigt das Zutrauen in Gott. Gott bewirkt alles. Wenn mein Glaube an Gott, an Jesus nur der Selbstoptimierung dient, dann scheitert er. Dann scheitere ich mit meinem Leben. Dann benutze ich Gott nur als Hilfsmittel für meine Zwecke. Was immer schief geht.

Mein Selbstzutrauen steigt wenn ich dem Bewusstsein lebe, dass es nicht um mich geht. Dass „der Erfolg“ nicht von mir abhängt. Wenn ich mich ganz in Gott fallen lasse, dann bin ich der Größte, Stärkste, Erfolgreichste. Paradox. Aber leicht zu leben. Ehrlich.

Das Ganze gilt allerdings unter einer Voraussetzung. Das hat der alte weise Mann hier schon öfter gesagt, und er wird es noch oft sagen: Es geht bei all dem Gesagten hier nicht zuerst um Lebensbewältigung, es geht um Wahrheit. Wenn dieser Gott nicht existiert, wenn dieser Jesus nicht Gott ist, dann ist auch dieses ganze Selbstzutrauen in völliger Hingabe an diesen Gott eine Illusion. Dann ist mein ganzes Leben, Ihr ganzes Leben mit diesem Gott komplett für’n Arsch.

Deshalb gilt: Zu einem Leben mit Jesus gehört auch immer wieder der Blick auf eben diesen Jesus, auf seinen Vater, auf ihren Geist. Ein ehrlicher Blick. Nicht ein Fragen nach dem Motto „Was hätte ich denn gerne, damit ich weiter beruhigt vor mich hinwurschteln kann?“. Sondern immer wieder die Frage: „Wie ist die Realität?“ Also die reale Realität, nicht Ihre persönliche Wunschrealität.