Das ist nicht gerecht!

Frau Huber ist ein durch und durch liebenswürdiger Mensch. Sie lebt vernünftig, achtet auf sich und andere, ernährt sich gesund. Mit Mitte dreißig stirbt sie an Krebs. – „Das ist ungerecht!“, sagen Sie?

Herr Maier ist ein Kotzbrocken, den niemand mag. Er mag auch niemanden. Er raucht und säuft und frisst Junkfood in sich rein. Er stirbt mit 102 Jahren an Altersschwäche. – „Das ist ja noch ungerechter!“, sagen Sie?

Recht haben Sie. Das Leben ist ungerecht. Was hauptsächlich daran liegt, dass „das Leben“, also das Universum und alles was sich darin befindet, ein Ablauf von Vorgängen ist, die nach festgelegten Regeln so ablaufen, wie sie ablaufen. Das ist weder gut noch böse, weder schön noch hässlich, weder gerecht noch ungerecht. Es passiert einfach.

„Die Natur“ ist nicht gerecht. Sie ist auch nicht ungerecht. Sie naturiert vor sich hin ohne Absichten und ohne Ziel.

„Gerechtigkeit“ ist nicht natürlich. Sie ist etwas, was die Menschen erfunden haben, um ihr Zusammenleben zu regeln. Eine ungerechte Gesellschaft zerbricht irgendwann an dieser Ungerechtigkeit. Das dauert manchmal, aber es geschieht unweigerlich. Eine Gesellschaft (egal ob im Großen wie ein Staat oder im Kleinen wie z.B. eine Familie) überlebt in dieser Verfassung nur, wenn sich zumindest die meisten der Beteiligten zumindest um Gerechtigkeit bemühen.

Von Ihren Mitmenschen können Sie Gerechtigkeit erwarten. Vom Rest des Universums nicht.

„Und was ist mit Gott?“, fragen Sie – sofern Sie an einen Gott glauben. Nun, Gott ist auch nicht gerecht. Er ist auch nicht ungerecht. Gott hat keine Eigenschaften. Gott ist. Punkt. Alles was Menschen über Gott sagen, sagt nichts über Gott aus. Es sagt nur etwas darüber aus, wie Menschen Gott wahrnehmen. Es sind alles nur menschliche Beschreibungen von etwas, das man nicht beschreiben kann. Es sind unausdrückbare Erfahrungen, die auf menschliche Worte, Gedanken, Hoffnungen und Ängste treffen.

Deshalb erwarten Menschen von ihrem jeweiligen Gott auch Gerechtigkeit. Weil sie das von ihren Mitmenschen erwarten. Also muss Gott auch so sein.

Ist er aber nicht. Gott ist. Punkt.

Der alte weise Mann glaubt an Gott. Seine Erfahrung mit diesem Gott ist: Er ist nicht gerecht. Er ist gnädig. Wobei „gnädig“ auch nur eine menschliche Beschreibung von etwas Unbeschreiblichem ist. Der alte weise Mann wird in einem späteren Artikel daran scheitern, etwas über dieses Unsagbare zu sagen.

Ein Kommentar zu „Das ist nicht gerecht!

  1. Der alte weise Mann hat ein wichtiges Thema angestoßen und gute Beobachtungen bei den Menschen gemacht. Bei Gott allerdings bin ich mit ihm nicht einverstanden. Zwar ist sein Name „ICH BIN“, doch bin ich nicht der Meinung, dass danach ein Punkt kommt. Da reicht der ganze Abend nicht aus, um Gottes Eigenschaften aufzuzählen und Gott hat sehr wohl und sehr viele davon, das meint zumindest die Bibel und ihre Schreiber:
    „Gott ist gnädig, gerecht und barmherzig…“ Psalm 116,5 – 112,4 – 145,7 “ in all seinen Wegen und Werken…“
    „Gott ist gut“ Lk 18,19 sagt Jesus zum reichen Jüngling
    „Er ist freundlich…“ Psalm 100,5
    „Gott ist treu…“ 1.Kor 1,9 sagt Paulus
    „Gott ist die Liebe…“ sagt Johannes 1. Joh 4,8+16
    „Gott selbst ist gerecht…“ sagt Paulus Röm 3,26

    und schließlich sagt Jesus, dass wer IHN sieht, den Vater sieht, denn, ICH und der Vater sind eins. Also, alles was wir an Jesus sehen ( und da gibt es wohl jede Menge Eigenschaften) ist gleich dem Vater. So Jesus, auf die Aufforderung der Jünger: „Zeige uns den Vater“!

    Der alte weise Mann hat nun die Feststellung getroffen, dass Gott nicht gerecht sei und keine Eigenschaften hat, außer zu sein – vielleicht sollte er die vergangenen alten und weisen Männer zu Rate ziehen?

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